Kirchstetten feiert den Dichter W. H. Auden zum 50. Todestag

Der niederösterreichische Ort Kirchstetten feiert den Lyriker und Essayisten Wystan Hugh Auden (1907-1973) anlässlich seines 50. Todestags am 29. September mit einem mehrtägigen Fest. Das Auden Poesiefestival wird am Freitag auf Schloss Totzenbach durch den Dichter Ferdinand Schmatz eröffnet und bietet bis Sonntag Lesungen, eine Ausstellung und die Einweihung der Installation „Das letzte Automobil: Audens VW Käfer“. Auden ist auf dem Gemeindefriedhof Kirchstetten begraben.

Der im englischen York geborene Autor, der 1946 die amerikanische Staatsbürgerschaft annahm, fand in dem nahe Neulengbach gelegenen Ort eine Wahlheimat, einen Rückzugsort. Im Oktober 1957 kaufte er mit dem Preisgeld des Premio Feltrinelli ein malerisch am Waldrand gelegenes Haus in Kirchstetten, in dem er 15 Jahre lang mit seinem Lebens- und Arbeitspartner Chester Kallman die Monate von April bis September verbrachte, arbeitete und Gäste wie Hans Werner Henze, Golo Mann oder Friedrich Heer empfing. Dem Haus widmete er seinen Gedichtzyklus „Thanksgiving for a Habitat“ (1965), in dem jedem Raum ein Gedicht zueignet war.

Das Land Niederösterreich erwarb 1988 den in Kirchstetten verbliebenen Teilnachlass des in Wien verstorbenen Schriftstellers, 1995 wurde erstmals eine Gedenkausstellung im Obergeschoß seines einstigen Hauses zugänglich gemacht, 2015 wurde sie überarbeitet. Nun kommt mit einer Garagen-Installation von Peter Karlhuber auf dem Gelände des Bahnhofsparkplatzes, in deren Mittelpunkt Audens letztes Auto, ein VW Käfer des Baujahrs 1971, steht, ein zweiter Gedenkort hinzu. Die Eröffnung findet am Samstag um 11 Uhr statt.

Beim Festivalauftakt am Freitag sind neben Schmatz die Dichter Christoph W. Bauer, Raphael Urweider und Armin Senser sowie der Oud-Musiker, Sänger und Poet Marwan Abado angesagt. Helmut Neundlinger moderiert. Am Samstag steht u.a. ein gemeinsamer Spaziergang zu Friedhof und Auden-Haus sowie eine Lesung von Anja Zag Golob zu Musik von Natascha Gangl auf dem Programm, am Sonntag die Eröffnung von „Auden heute? Heute: Auden!“, u.a. mit Armin Senser und Simone Hirth.

W. H. Auden, der 1966 mit dem Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur ausgezeichnet wurde, wurde nicht nur mit seinen Gedichten, sondern auch als Liedtexter und Librettist für Benjamin Britten, Igor Strawinsky oder Hans Werner Henze bekannt. Im vergangenen Sommer erregte in der Fachwelt der Fund einer unbekannten Fassung des Hochzeitsgedichts „Epithalamium“ Aufsehen. Mit 3D-Technik wurde ein fast unsichtbarer Text durch die Österreichische Akademie für Wissenschaften rekonstruiert. Bei der Digitalisierung des Briefwechsels W. H. Audens mit der Schriftstellerin Stella Musulin wurden auf zwei Blättern Eindruckstellen festgestellt, die durch das Abtippen des Gedichts auf einem anderen Papier in der Schreibmaschine entstanden sind. Mithilfe von sogenanntem „Photometric Stereo“ gelang mit dem Computer Vision Lab der TU Wien die Rekonstruktion des Getippten.

(S E R V I C E -)

(APA)

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